Blogtour
DARK SPELLS
SPRUCH 1
die Königin der Stadt
Allgemeine Infos zur Serie / Leseprobe
Schönen Start in die Woche wünsche ich Euch und herzlich Willkommen zum Blogtour von
Nina Hirschlehners Dark Spells Serie.
Alle die Dark Spells noch nicht kennen haben heute und hier die Möglichkeit sich mit den Allgemeinen Infos füttern zu lassen.
Natürlich möchte ich euch auch noch mal die Leseprobe schmackhaft machen.
Und hoffe natürlich das ihr neugierig werdet.
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Doch fangen wir mal an mit dem Cover und dem Klappentext.
Ohja und das Cover passt perfekt zum düsteren Setting und den den starken Charakteren.
Wie gefällt es Euch? Alle Bilder und das Cover wurden selbst von Nina gemacht. |
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Klappentext
Die mächtige Hexe Dhana herrscht mit eiserner Hand über sämtliche
magische Wesen Londons. Wer sich ihrem Willen nicht beugt, wird
ausgelöscht.
Währenddessen lebt auf der anderen Seite der Stadt die dunkle Hexe
Savannah im Verborgenen – bis plötzlich eine junge Hexe an ihre Tür
klopft, die einen Angriff von Dhana überlebt hat. Sie will von Savannah
trainiert werden, um eines Tages dieser Schreckensherrschaft ein Ende zu
setzen.
Was die Junghexe jedoch nicht weiß, ist, dass Dhana und Savannah noch eine ganz eigene Rechnung offen haben.
Spannend oder?
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Kennt Ihr Nina´s andere Romane schon?
Hier erfahrt mehr über die Autorin und Ihre Werke .
Ich habe Nina gefragt wie sie auf die Idee zur Dark Spells Serie gekommen ist?
Die Geschichte begleitet mich schon seit 2015. Damals sollte es noch ein Zweiteiler werden, keine Serie. Ich hatte den ersten Teil mit etwa 100.000 Wörter auch schon geschrieben, aber irgendwie war ich damit nicht zufrieden. Mir fehlte einfach die Tiefe. Darum habe ich das Manuskript einfach mal liegen lassen. Und das war auch gut so – letztes Jahr habe ich Serien für mich entdeckt. Ich fand das Konzept unglaublich interessant und wusste, dass es perfekt für Dark Spells war. Leider hatte ich sehr viele offene Projekte und konnte daher nicht sofort mit meinen Hexen starten. Aber die Idee hatte ich immer noch im Hinterkopf. Und irgendwann ließ sie sich dann nicht mehr zurückhalten. Sie musste einfach raus und ich denke, der Zeitpunkt war perfekt!
Die Serie erscheint ja monatlich, wieviel Teile werden es denn dann insgesamt?
Und wird es Sammelbände geben?
Es wird voraussichtlich 4 Staffeln mit jeweils 5 Episoden geben.
Jede Episode erscheint als eBook und Taschenbuch. Am Ende jeder Staffel gibt es ein Hardcover als Sammelband.
Oh Wahnsinn die Hardcover werden bestimmt MEGA aussehen!
Spruch 2 ist übrigens schon vorbestellbar und erscheint am 30.5.2018
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Ich liebe ja Zitatebilder wie Ihr wisst und Nina hat sich richtig ausgetobt und ich zeige Euch mal ein paar die richtig Lust auf die Serie machen.
Meine Rezension zu Spruch 1 könnt Ihr hier noch mal nachlesen.
Doch kommen wir noch zur Leseprobe die über 3 Kapitel geht und damit wünsche ich Euch viel Spass und ich hoffe ich konnte euch neugierig machen.
Bei Kathi´s Lesewelt geht es morgen weiter.
Ihr könnt auch der Facebook Gruppe zu Dark Spells beitreten. Dort werdet ihr mit allen wichtigen Info's und News versorgt.
Hier kommt ihr zur Facebook Gruppe |
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Leseprobe
Dhana
Zufrieden betrachtete Dhana ihr Werk. Ihr gefiel, was sie da sah. Die
Hexen brannten, so wie es ihr Schicksal wollte. Wie diesen armen Seelen
würde es jedem ergehen, der den Nerv besaß, sich gegen sie zu stellen.
Gegen die mächtigste Hexe Englands.
Es war verrückt, zu glauben, man könnte sich ihr in den Weg stellen. Es
gab niemanden im ganzen Land, der Dhana das Wasser reichen konnte. Das
hatte sie heute wieder einmal unter Beweis gestellt.
Langsam schritt sie durch die lodernden Körper, durch Schutt und Asche.
Behutsam raffte sie ihr langes, zartrosarotes Kleid, um es nicht mit
Blut zu beschmutzen. Schlimm genug, dass es bereits ein paar Spritzer
abbekommen hatte. Aber diese würden mit einem einfachen Zauber schnell
vergessen sein. Genauso wie dieser Aufstand.
Inmitten der Flammen blieb Dhana stehen und sah sich um. Sie spürte
etwas. Ein Lebenszeichen. Sie waren also nicht alle tot. Aber das ließ
sich schnell ändern.
Sie schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch. Neben dem Blut
und dem Rauch stieg ihr ein vertrauter Geruch in die Nase: Angst.
»Es ist ein Mädchen«, informierte Dhana den Schatten, der ihr bei jedem Schritt folgte. »Finde es.«
Während ihr ständiger Begleiter sich auf ihren Befehl in Luft auflöste,
setzte Dhana ihren Weg fort – in die Richtung, in der sie den letzten
Teil der Rebellion vermutete.
Normalerweise war es nicht ihre Art, etwas zu übersehen. Aber ganz
offensichtlich war Dhana in diesem Fall ein Fehler unterlaufen. Jedoch
würde sie diesen schnell wieder beheben. Immerhin machte sie keine
halben Sachen.
»Na sieh mal einer an«, meinte Dhana, als sie zu ihrem Gefährten
aufschloss, der im Bruchteil einer Sekunde auch schon wieder in den
Schatten verschwunden war. Langsam bekam sie das Gefühl, er schätzte
ihre Gesellschaft nicht. Aber das war eine Sache, um die sie sich später
immer noch kümmern konnte. Zuallererst wollte sie sich auf das blonde
Mädchen konzentrieren, das versteckt im Schatten eines zerstörten Hauses
saß und scheinbar am ganzen Körper zitterte. »Dachtest du wirklich, du
kannst mir entkommen, kleines Mädchen?«
Doch Dhana erhielt keine Antwort. Das Mädchen hielt stur den Blick von ihr abgewandt, als würde es dadurch unsichtbar werden.
Dhana schätzte die kleine Blondine auf etwa zehn Jahre. Vermutlich
wusste sie noch nicht, wie man einen ordentlichen Schutzzauber sprach.
Wenn sie etwas älter und erfahrener wäre, dann hätte sie es womöglich
tatsächlich geschafft, sich vor Dhana zu verstecken. Aber irgendwie war
es diesem Mädchen auch gelungen, am Leben zu bleiben, während all die
anderen Hexen des Zirkels qualvoll ihren Tod gefunden hatten. Und das,
so weit Dhana es beurteilen konnte, ohne gröbere Verletzungen. Das
beeindruckte die Hexe.
Vorsichtig kniete Dhana sich vor dem Mädchen auf den Boden. Es war bedeckt von Staub und Blut – wahrlich kein schöner Anblick.
»Ich nehme an, du weißt, wer ich bin. Wie ist dein Name?«
Dhana rechnete schon fast damit, wieder keine Antwort zu bekommen. Das
passierte ihr oft. Immer wieder erstarrten magische Wesen vor Angst,
wenn Dhana ihnen gegenüberstand. Aber dieses Mal war es anders.
»Zoey«, sagte das Mädchen zu Dhanas Überraschung. Allerdings immer noch
mit abgewandtem Blick. Das Beben in Zoeys Stimme war nicht zu überhören.
Es war wie Musik in Dhanas Ohren.
»Ein schöner Name.« Ihre Stimme klang sanft, doch Zoey reagierte nicht
darauf. »Verrate mir etwas, kleine Zoey. Wie um alles in der Welt hast
du es nur geschafft, zu überleben?«
Wieder kam keine Antwort. Langsam wurde Dhana ungeduldig. Sie erhob sich
und strich ihr Kleid glatt. Mit diesem Mädchen zu reden, war eindeutig
nichts weiter als reine Zeitverschwendung.
»Wie du willst.« Dhana streckte ihren Arm aus, woraufhin lodernde
Flammen darauf erschienen. Sie spürte die Hitze des Feuers, aber es
verbrannte sie nicht. »Ich bin die mächtigste Hexe Londons, sogar die
Elemente beugen sich meinem Willen. Dass du dich vor mir verstecken
konntest, beeindruckt mich. Ich mache dir ein Angebot, kleine Zoey.
Schließe dich mir an und ich lasse dich am Leben. Du kannst vieles von
mir lernen und eine mächtige Hexe werden. Entscheidest du dich jedoch
dagegen, wirst du sterben. Was meinst du?«
Zum ersten Mal seit Beginn dieses Gesprächs hob Zoey den Blick und
fixierte Dhana. Sie war sich nicht sicher, was sie in den hellen Augen
des Mädchens sah, aber es gefiel Dhana nicht. Es war nicht der übliche
Ausdruck von Angst und Verzweiflung auf den Gesichtern ihrer Opfer.
»Niemals.«
Dhanas Augen verengten sich vor Wut und noch im selben Moment schossen
Flammen um die beiden herum in die Luft. Sie war die Königin der Stadt.
Sie hatte es nicht nötig, sich beleidigen zu lassen. Besonders nicht von
einer Hexe, die ihr nicht einmal bis zum Ellbogen reichte!
Die Flammen bildeten sich zurück, der Rauch verzog sich nur langsam.
Doch Dhana traute ihren Augen nicht. Das Mädchen, das durch ihren Zauber
längst tot und verkohlt sein sollte, war völlig unversehrt.
Noch während Dhana zu begreifen versuchte, was da eben passiert war, sprang Zoey auf und begann zu laufen.
»Shadow!« Mit einem Mal verspürte Dhana eine Unruhe in sich, die ihr ganz und gar nicht gefiel. »Finde das Mädchen und töte es!«
»Dhana, sie ist nur ein Kind«, hörte sie die tiefe, ruhige Stimme ihres
Begleiters hinter sich, die ihr augenblicklich etwas von ihrer
Anspannung nahm.
»Sie konnte meinem Zauber widerstehen«, erklärte Dhana wenig begeistert. »Sie ist gefährlich.«
»Nein, du bist gefährlich«, konterte Shadow. »Lass sie laufen. Was soll
sie dir schon anhaben? Du hast heute ihre gesamte Familie ausgelöscht,
allein wird sie hier draußen nicht weit kommen. Sie wird verhungern oder
erfrieren, und das ohne, dass du dir die Hände schmutzig machst.«
Immer noch angespannt sah Dhana dem Mädchen hinterher. Sie war immer
noch nicht überzeugt. Niemand sollte stärker sein als sie. Absolut
niemand!
Aber Shadow hatte recht. Was sollte ihr ein kleines Mädchen schon
anhaben? Sie konnte rein gar nichts tun. Sie hatte keine Familie mehr
und keine Freunde. Dhana bezweifelte stark, dass es in London auch nur
eine Woche allein überleben konnte. Hexenkräfte hin oder her. Und das
nächste Mal, wenn Zoey ihr über den Weg lief, würde sie sie töten.
Noch einmal atmete Dhana tief durch, um sich beruhigen.
»Du hast recht«, räumte sie dann ein, auch wenn ihr aus irgendeinem
Grund nicht wohl dabei war. »Sie ist keine Bedrohung für mich. Und jetzt
lass uns nach Hause gehen. Ich hatte heute einen anstrengenden Tag und
könnte ein heißes Bad gut gebrauchen.«
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Zoey
Zoey rannte, bis sie das Gefühl hatte, ihre Lunge würde platzen. Wenn
sie stehenblieb, war sie tot. Dhana würde kurzen Prozess mit ihr machen –
so wie sie es mit all den anderen Hexen aus ihrem Zirkel getan hatte,
die es gewagt hatten, gegen ihre Terrorherrschaft vorzugehen.
Die Hexenälteste hatte die anderen doch noch gewarnt. Sie hatte sie
daran erinnert, wie mächtig Dhana war. Aber niemand hatte auf die alte
Frau hören wollen. Und nun waren sie alle tot.
Dieser Gedanke kam so plötzlich und überwältigend, dass Zoey mit einem
Mal keine Luft mehr bekam. Sie verlor die Kontrolle über ihren Körper,
konnte die Welt um sich herum plötzlich nur noch verschwommen wahrnehmen
und – stürzte.
Mit voller Wucht prallte Zoey am harten Steinboden der Londoner
Innenstadt auf. Ihre Hände, das Gesicht und die Knie schmerzten vom
Fall, doch sie blieb einfach liegen. Die Kraft hatte Zoey verlassen. Sie
konnte nicht mehr. Sie konnte nicht mehr laufen, konnte nicht mehr
stark sein.
Tränen liefen unaufhörlich über ihr Gesicht, als würden sie niemals
versiegen. Der Schmerz tief in ihrer Brust war überwältigend.
Sie war ganz allein.
Es gab niemanden mehr, zu dem sie sich flüchten konnte. Niemanden, der ihr helfen konnte.
Dhana würde sie finden. Wenn nicht jetzt, dann irgendwann. Also warum
sich verstecken? Warum weglaufen, wenn es ohnehin kein Entrinnen gab?
Man konnte der mächtigsten Hexe Londons nicht entkommen. Alle, die es
versuchten, hatten dafür teuer bezahlen müssen. Und das würde Zoey auch.
»Steh auf.«
Erschrocken zuckte Zoey zusammen, als eine tiefe, raue Stimme durch die
dunkle Seitengasse hallte. Es war spät, sie hatte nicht damit gerechnet,
noch jemandem über den Weg zu laufen.
Ihre Arme zitterten so stark, dass sie es kaum schaffte, sich
aufzurichten. Mit dem Handrücken wischte sie über ihr Gesicht und hoffte
dabei, sich nicht mit Blut aus den frischen Schürfwunden zu
beschmieren. Die Tränen brannten in ihren Augen und verschleierten ihr
die Sicht. Doch dann erblickte sie ihn.
Shadow. Dhanas treuer Begleiter.
Hastig rappelte Zoey sich auf. Sie versuchte, die Schmerzen in ihrem
Körper auszublenden – einfach alles auszublenden. Im Moment zählte nur
eines: überleben.
»Bleib weg!«, warnte sie ihn und hob dabei die Hände an. Ihre Arme
fühlten sich an, als würden tonnenschwere Gewichte sie nach unten
ziehen. Sie wusste, dass Shadow kein Hexer war. Das war ihr Vorteil. Das
bedeutete aber nicht, dass er deshalb auch nur einen Funken weniger
gefährlich war. »Ich warne dich.«
»Ich bin nicht hier, um dir wehzutun.« Seine Stimme klang so ruhig, doch
darauf fiel Zoey nicht hinein. Sie musste konzentriert bleiben. Ihre
Sinne waren geschärft. Eine falsche Bewegung und sie war ebenfalls tot.
»Warum bist du dann hier? Hat Dhana dich geschickt?«
Langsam näherte sich Shadow ihr, und Zoey wich weiter zurück. Sie
wusste, dass sie das nicht tun sollte. Sie durfte ihm nicht zeigen, dass
sie Angst vor ihm hatte. Aber so war es.
Die untere Hälfte seines Gesichts war mit einer schwarzen Maske
verdeckt, über dem Kopf trug er eine Kapuze. In der Finsternis war er so
gut wie unsichtbar. Deshalb nannte ihn jeder bloß Shadow. Seine
eisblauen Augen strahlten schon förmlich in der Dunkelheit. Und sie
nahmen Zoey ins Visier.
»Dhana will deinen Tod«, erklärte er. »Das bedeutet, du wirst sterben.«
Zoey schluckte. Wenn er die Worte aussprach, klang es sogar noch viel
schrecklicher als in ihrem Kopf. Sie wollte nicht sterben. Besonders
nicht durch Dhanas Hand.
»Was soll ich tun?« Es fühlte sich seltsam an, gerade den engsten
Vertrauten der bösen Hexe das zu fragen. Aber Zoey konnte nicht anders.
Sie wusste einfach nicht mehr weiter und er war ihre letzte Hoffnung.
»Geh zu Savannah. Sie ist eine der mächtigsten Hexen der Stadt, sie kann dir helfen.«
Verwirrt und voller Panik schüttelte Zoey den Kopf. »Wer ist Savannah?«
»Weißt du, wie man einen Ortungszauber spricht?«
»Nein.«
Shadow fluchte leise. Es war, als wollte er ihr tatsächlich helfen.
Trotzdem hatte Zoey nicht vor, ihm zu vertrauen. Er arbeitete für Dhana
und das machte ihn automatisch zum Feind. Dass er sie noch nicht getötet
hatte, bedeutete rein gar nichts.
»Hier.« Er griff in die Innentasche seiner Jacke und zog eine Kette
daraus hervor. Daran pendelte ein ozeanblauer Stein, der Zoey an die
Farbe von Shadows Augen erinnerte. »Der Stein ist dafür gemacht, sein
Gegenstück zu finden. Er wird dich zu Savannah führen.«
Vorsichtig streckte Zoey die Hand aus und Shadow ließ die Kette fallen.
Beinahe erwartete sie, bei der Berührung unbändige Schmerzen zu
verspüren – doch so war es nicht. Vielleicht war das ja doch keine
Falle. Vielleicht wollte Shadow sie nicht verfluchen oder vergiften oder
sonst irgendwie umbringen. Vielleicht wollte er ihr aus irgendeinem
Grund ja tatsächlich helfen.
»Du darfst sie diese Kette aber nicht sehen lassen. Und sag ihr nicht,
von wem du sie hast. Gut möglich, dass sie dir sonst ihre Hilfe
verweigert.«
Zoey biss fest die Zähne aufeinander. Es gab zwei Fragen, die sie
brennend interessierten. Aber sie konnte sich nicht entscheiden, welche
sie zuerst aussprechen sollte. Entweder warum Shadow das alles tat oder
–
»Warum hast du diese Kette?« Bevor sie sich selbst davon abhalten
konnte, hatte sie die Worte auch schon ausgesprochen. »Ich meine, wenn
Savannah mir helfen kann, dann ist sie keine von Dhanas Verbündeten.«
Shadows Augen verdunkelten sich bedrohlich und Zoey wich instinktiv
zurück. Erst jetzt erinnerte sie sich an die Schürfwunden an ihren
Händen und Knien. Sie wusste, dass Shadow ein Wesen der Nacht war. Und
die wurden in der Regel von Blut angelockt.
»Verschwinde«, knurrte er. »Bevor ich es mir anders überlege.«
Hastig ließ Zoey die Kette in ihrer Faust verschwinden und begann zu
rennen. Sie war immer noch ein wenig außer Atem von ihrem ersten Sprint,
aber das hielt sie nicht davon ab, ihr Bestes zu geben. Immerhin rannte
sie hier buchstäblich um ihr Leben.
Der Stein in ihrer Hand schien seine Wirkung zu zeigen. Auch wenn Zoey
nicht ganz verstand, wie das funktionierte, wusste sie plötzlich
instinktiv, wohin sie laufen musste.
Blieb nur zu hoffen, dass ihr Weg sie nicht direkt in eine Falle führte.
*************
Savannah
Die Tropfen, die vom Himmel fielen, donnerten mit aller Kraft gegen die
Fensterscheiben des Hauses und das Glas zitterte unter der Wucht des
Aufpralles. Vielleicht sollte ich Angst haben, dass es brechen könnte,
überlegte ich, verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Noch hielt
es ja. Es gab also keinen Grund zur Sorge.
Der Regen heute Nacht war so stark, dass sogar die Stromversorgung vor
zwei Stunden kleinbeigegeben hatte. Es war nun kurz vor Mitternacht,
vermutlich war ich die Einzige in der näheren Umgebung, die den
Stromausfall überhaupt bemerkt hatte. Alle anderen hatten sich bestimmt
schon schlafen gelegt – was sollte man bei so einem Wetter auch sonst
tun?
Am liebsten wäre ich auch schon vor Stunden ins Bett gegangen. Doch ich
wusste, dass es keinen Sinn hatte. In dieser einen Nacht im Oktober lag
ich jedes Jahr wach – unfähig, Ruhe zu finden.
Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Die Straße vor dem Haus war
bereits völlig überflutet. Wasser quoll aus den Kanälen und formte sich
zu einer Art selbstständigem Fluss, der alles mitriss, was ihm in die
Quere kam.
Ich konnte beim besten Willen nicht sagen, warum, aber mir gefiel dieses
Wetter. Das laute Dröhnen des unaufhörlichen Regens wirkte irgendwie
beruhigend auf mich. Außerdem gefiel mir der Gedanke, dass endlich der
ganze Unrat von den Straßen geschwemmt wurde. Ich war schon auf das
Chaos gespannt, das diese Flut morgen auslösen würde. Bestimmt würden
die Leute ausflippen, sollte das Wasser den einen oder anderen
Gartenzwerg davon gespült haben. Dabei sollten sie dem Regen dankbar
sein, immerhin bereinigte er ihre Gärten von Müll.
Einen Moment lang blieb ich noch am Fenster stehen und beobachtete das
wilde Unwetter, bevor ich mich umdrehte und durch das dunkle Wohnzimmer
in die Küche marschierte.
An manchen Ecken hatte ich meine dicken, schwarzen Kerzen angezündet,
die ich am liebsten mochte. Zum einen gefiel es mir nicht, völlig im
Dunklen zu tappen, und zum anderen wollte ich es mit der Beleuchtung
auch nicht übertreiben. Ich konnte es nicht ausstehen, geblendet zu
werden. Außerdem sollte nicht jeder schon von Weitem sehen, dass ich
noch wach war.
In der Küche brannte nur eine einzige Kerze, die auf dem Tisch stand.
Dicke Wachstropfen rannen langsam daran hinab und sammelten sich auf dem
alten Holz.
Mein Körper verspannte sich unangenehm. Das Wachs machte meinen Tisch kaputt!
»Aufhören«, befahl ich, woraufhin der Tropfen, der gerade an der Kerze
hinabrollte, auf halbem Weg stehenblieb. »Zurück an deinen Platz.
Alles.«
Es dauerte einen Moment, doch dann zog sich der Tropfen gemächlich
wieder zurück, bis er sich unter das flüssige Wachs direkt unter der
Flamme mischte. Auch die bereits angetrocknete Masse am Fuß der Kerze
begann sich langsam wieder zu verflüssigen und sich seinen Weg nach oben
zu bahnen.
Zufrieden wandte ich der Kerze den Rücken zu, um das zu tun, weswegen
ich erst in die Küche gekommen war. Ich griff nach dem schweren, alten
Teekessel und füllte etwas Wasser hinein, um es dann über dem Feuer zum
Kochen zu bringen.
Kaum hatte ich den Kessel jedoch über der Feuerstelle platziert, vernahm
ich ein leises Klopfen, das sich vom monoton dröhnenden Regen abhob.
Mein Blick wanderte durch den Raum, da ich das Geräusch zunächst nicht
zuordnen konnte. Dann wurde mir jedoch klar, woher es gekommen war.
Anspannung machte sich in mir breit, als ich auf die Tür zu marschierte.
Wer sollte mich um diese Uhrzeit noch stören? Wer auch immer es war, er
würde es garantiert bereuen.
Ich riss die Tür auf, doch mein Blick fiel ins Leere. Etwas verwirrt
schlang ich meine Jacke enger um meinen Körper, bis ich realisierte,
dass ich gar nicht allein war. Da stand ein Mädchen vor meiner Tür. Es
hatte blondes, völlig durchnässtes Haar und reichte mir gerade einmal
bis zur Hüfte.
»Solltest du um diese Uhrzeit nicht schon längst im Bett sein, Kleine?«,
wollte ich wissen und sah mich dabei unauffällig in der Straße um. Es
konnte nicht sein, dass ein kleines Mädchen um Mitternacht allein in den
Straßen Londons herumirrte. Besonders bei diesem Wetter.
»Bist du Savannah?«
Meine Augen verengten sich misstrauisch und ich war kurz davor, dem
Mädchen die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Doch etwas hielt mich davon
ab. Vielleicht war es der Geruch von Blut, der in der Luft lag. Das
Mädchen musste gestürzt sein. Da waren Schürfwunden an seinem Kinn und
den Knien.
»Ich wüsste nicht, was dich das angeht.«
»Ich habe von dir gehört«, erwiderte das Mädchen unbeirrt.
Ich fragte mich, wie alt es wohl war. Neun Jahre? Zehn? Vielleicht älter?
»Du bist eine der mächtigsten Hexen Londons. Ich will, dass du mich unterrichtest.«
Genervt verzog ich das Gesicht. Darum ging es also.
»Ich unterrichte nicht«, erklärte ich dem Mädchen und griff bereits nach
der Tür, um sie zu schließen. »Jede Hexe muss sich selbst beibringen,
ihre Kräfte zu kontrollieren. So etwas wie Hogwarts gibt es nicht. Auch
wenn es sich schön anhört. Ich kann dir nicht helfen.«
»Mein Name ist Zoey Hensley«, sagte das Mädchen und machte einen Schritt
nach vorne, sodass es direkt zwischen Tür und Angel stand und ich es
nicht aussperren konnte, ohne es dabei zu verletzen. »Meine Familie ist
heute gestorben und ich habe keinen Ort mehr, an den ich gehen kann. Ich
brauche dringend Hilfe.«
»Das tut mir ja leid für dich, aber –«
»Ich will, dass du mich lehrst. Ich will so stark werden wie du, damit ich eine Chance gegen Dhana habe.«
Eine Sekunde lang stockte mir der Atem, als Dhanas Name fiel. Schweigend
betrachtete ich das Mädchen – Zoey. Sie glaubte tatsächlich, es mit
Dhana aufnehmen zu können? Das war Irrsinn! Selbst mit meiner Hilfe
würde sie es niemals schaffen, die mächtigste Hexe Londons zu besiegen.
Sie würde kläglich scheitern und sterben, so wie ihre Familie.
Genau das wollte ich ihr auch klarmachen, aber etwas hielt mich davon
ab. Da war etwas in Zoeys Augen, das mich zögern ließ. Ich sah
Kampfgeist in ihr. Zoey würde sich nicht so einfach abwimmeln lassen,
was, angesichts der Umstände, alles andere als klug war.
»Du willst dich mit Dhana anlegen?«, versicherte ich mich noch einmal
und Zoey nickte entschlossen. Wie war es möglich, dass sie keinerlei
Angst vor Dhana oder ihren Kräften hatte? Sie war eine der stärksten
Hexen der letzten Jahrhunderte. Ein wenig Ehrfurcht wäre durchaus
angebracht. »Du wirst niemals eine Chance gegen sie haben.«
»Doch«, erwiderte Zoey völlig überzeugt. »Wenn du mich unterrichtest.«
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. »Nicht einmal ich würde mich
freiwillig mit Dhana anlegen. Wer es versucht, muss verrückt sein. Und
jetzt geh nach Hause, du verschwendest deine Zeit.«
»Ich gehe nicht, bevor du mir nicht versprochen hast, mich zu unterrichten!«
Ich spürte, wie das Blut in meinen Adern zu brodeln begann. Zoey hatte
doch behauptet, zu wissen, wen sie vor sich hatte. Warum um alles in der
Welt glaubte sie, an mich Forderungen stellen zu können?
»Dhana wird kommen um mich zu töten, so wie sie jedes einzelne Mitglied
meiner Familie getötet hat«, sprach Zoey weiter, als ich ihr keine
Antwort gab. »Sie wird kommen. Egal ob du mich unterrichtest oder nicht.
Die Frage ist nur, ob ich dann stark genug bin, mich zur Wehr zu
setzen.«
Ich wusste nicht, warum, aber irgendwie fand ich Gefallen an dem
Mädchen. Vielleicht, weil Zoey mich ein wenig an mich selbst erinnerte.
Vielleicht, weil sie viel zu erwachsen für ihr Alter wirkte. Vielleicht
aber auch, weil sie eine Kämpfernatur war. Zoey würde sich Dhana nicht
kampflos ergeben, das war schon mal sicher.
»Wenn es dir so ernst ist«, setzte ich etwas widerwillig an, »dann komm rein. Wir haben einiges zu besprechen.«
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